Leseprobe

1. Vorwort: Auf Entdeckungsreise gehen

Ex oriente lux! „Im Osten geht die Sonne auf!“

Es ist eine altbekannte Tatsache:

Während der Orient den Ort bezeichnet, wo die Sonne aufgeht, bezeichnet der Okzident jenen Ort, wo die Sonne untergeht. Doch hinter dieser alltäglichen astronomischen Tatsache verbirgt sich allerdings sehr viel mehr, als sich nur beobachten lässt …

Der Sonnenlauf am Himmel bestimmt das tägliche Leben auf der Erde und seine Zyklen wie es sonst nur der Mond in der Nacht tut. Es ist nun ein faszinierendes und ungeklärtes Phänomen, dass die europäischen Sprachen, die Sprachen des Abendlandes, von links nach rechts geschrieben werden, während arabische Schreiber ihre Schrift rechts beginnen und links abschließen. Dieses rätselhafte spiegelverkehrte Verhältnis lässt an zwei Hemisphären denken, die sich, ausgedrückt durch die Sprache, die Hand reichen, und zwar so, als würden sie mit jedem Wort den Lauf der Sonne nachverfolgen wollen.

Für die Menschen des Abendlandes war die arabische Sprache neben dem Hebräischen als Sprache der Bibel stets ein Inbegriff des Orients. Sie ist einer der maßgeblichen linguistischen Träger jener Kulturen, jener Völker, die den heutigen Nahen Osten bewohnen. Auch wenn die Kulturen des Orients seit Beginn der Kolonialzeit durch die Europäer immer mehr die westliche Lebensweise übernommen haben, so hat der Orient im Kern doch nie seine ursprüngliche Identität wirklich aufgegeben. Anders als vielleicht bei den Sprachen des Abendlandes ist die arabische Sprache darum untrennbar mit der ursprünglichen Kultur und auch der Religion verwoben geblieben.

Das soll ein Grund dafür sein, warum man mit der arabischen Sprache Dinge ausdrücken kann, die mit anderen Sprachen nicht ausgedrückt werden können. Es gibt viele historische Hinweise darauf, dass dies mitunter auch ein Hauptgrund dafür war, warum die Schriften arabischer Gelehrter, Philosophen, Mystiker und Theologen im Mittelalter einen so großen Einfluss auf den europäischen Geist erlangen konnten und mitverantwortlich für eine ganze Ära abendländischen Denkens und sogar der Entwicklung der westlichen Philosophie waren.

All das und viel mehr, worüber Sie im Verlaufe dieses Sprachführers für Einsteiger noch mehr erfahren werden, bildet gewissermaßen den Hintergrund, vor dem Sie die arabische Sprache erlernen. Denn wer seine Schritte in einer neuen Sprache macht, bewegt sich immer auch in ihrem kulturellen, gesellschaftlichen und historischen Kontext, der durch sie tagtäglich neu erschaffen wird.

Das Arabische hat in dieser Hinsicht sehr viel zu bieten. Wenn Sie also vorhaben, mehr als nur die üblichen Floskeln zu lernen, die Sie beim Check-in am Flughafen in Riad in Saudi-Arabien oder in einem malerischen Beach-Restaurant in den Arabischen Emiraten am Persischen Golf benötigen, sollten Sie sich auf eine wirklich ungewöhnliche Entdeckungsreise vorbereiten.

Egal, welche Sprache Sie lernen wollen, zuerst kommt das Gefühl, das man für eine Sprache hat, aufbringt und entwickelt. Wer eine innere Verbundenheit fühlt, sich „in“ und „mit“ der Sprache wohlfühlt, lernt unendlich leichter. Das ist eine alte Regel, die nie ihre Gültigkeit verliert. Je lebendiger in diesem Sinne also der Zugang, desto schneller finden Sie sich automatisch in der Sprache zurecht. Auch wenn es eine Sprache wie das Arabische ist, die nicht zu den einfachsten Sprachen gehört, die Sie lernen können, sicherlich aber auch nicht zu den schwersten, die es gibt.

Es gibt Menschen, die eine Sprache wie z. B. Englisch oder Französisch zwar so gut sprechen, dass sie sich allgemeinhin verständigen können, doch sie fühlen und finden sich dennoch nicht „in“ ihr zurecht. Sie bleiben gewissermaßen „außen vor“. Sie leben nicht in der Sprache, sie hat für sie nur einen abstrakten, oberflächlichen und funktionalen Charakter und Kommunikationswert. Schön und gut, und praktisch wie pragmatisch …